PLCopen-Programmierleitfaden veröffentlicht

PLCopen-Programmierleitfaden veröffentlicht

Im vergangenen Jahrhundert hat sich die industrielle Automation sehr verändert. Die Charlie-Chaplin-Art der Fabriken, in denen man auf die große Zahl der Arbeiter angewiesen war, ist hochgradig automatisierten Produktionslinien gewichen, an denen nur noch wenige Personen präsent sind.

 (Bild: PLCopen)

(Bild: PLCopen)

Als Ergebnis dieser größer werdenden Abhängigkeit von Maschinen zeigt sich, dass Software mehr Verantwortung übernehmen muss und sie daher immer komplexer und anspruchsvoller wird. Dieser Trend hält Herausforderungen bereit. Aufgrund ihrer höheren Komplexität wird die Instandhaltung schwieriger, zeitaufwendiger und somit kostenintensiver. Die Qualität rückt daher aktuell immer mehr in den Vordergrund. Anders als in anderen Bereichen wie eingebetteter Software oder Informatikwissenschaften gab es bisher keinen Standard für Programme von Speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS). Das bedeutete, dass SPS-Programme nicht gegen etwas gemessen werden konnten und damit oft eine schlechte Qualität aufwiesen. An dieser Stelle hat sich die unabhängige Organisation PLCopen eingebracht und mit der Veröffentlichung ihres Programmierleitfadens (PLCopen coding guidelines) einen Standard gesetzt. Dieser Leitfaden besteht aus einer strukturierten Sammlung bewährter Programmierregeln, die in der industriellen Automation die Verbesserung und Kontrolle der Programmiermethoden unterstützen werden. PLCopen, deren Mission es ist, Lösungen für industrielle Steuerungen zu liefern, bildete zur Entwicklung dieser Richtlinie eine Arbeitsgruppe mit Unternehmen aus unterschiedlichen Industrien. Unter diesen Unternehmen finden sich SPS-Hersteller wie z.B. Phoenix Systems, Siemens und Omron oder Softwareentwickler wie Itris Automation oder CoDeSys, aber auch wissenschaftliche Institutionen wie die RWTH Aachen. Inspiriert wurde der Leitfaden durch bereits bestehende Standards aus anderen Bereichen wie IEC61131, JSF++ coding standard oder MISRA-C. Er ist das Produkt aus drei Jahren Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe. Das Regelwerk von PLCopen kann nun als Grundlage zur Überprüfung der Qualität aller SPS-Programme, unabhängig von Hersteller oder Industrie, verwendet werden.  Der PLCopen Programmierleitfaden besteht aus 64 Regeln, die die Namensgebung, Kommentierung und Struktur eines SPS-Programms abdecken. Wenn diese Regeln eingehalten werden, erhöht sich die Qualität der Programme und die Einheitlichkeit unter den Entwicklern. Dies wiederum wird zu größerer Effizienz führen, da eine bessere Lesbarkeit die Fehlersuche beschleunigt und die Instandhaltung erleichtert. Daraus resultieren schließlich niedrigere Kosten, denn es wird weniger Zeit für die Wartung des Programms benötigt. Interne und externe Entwickler sollten sich gleichermaßen bei der Programmpflege zurecht finden können, da der Kode überschaubarer ist. Wenn der ursprüngliche Programmentwickler während der Programmierung keine entsprechenden Regeln eingehalten hat, kann dies die Entwicklungsingenieure und Wartungsteams in ihrer Arbeit mit dem Programm behindern, was Wartezeiten und zusätzliche Kosten hervorruft. Sicherheitskritische Industrien unterliegen dem Standard IEC61508, der 2011 um SPSen erweitert wurde. Jetzt, wo deren Qualität immer mehr in den Vordergrund rückt und Programme größer und komplexer werden, ist es allgemein angeraten, in jeder Industrie einem Regelsatz oder Standard zu folgen. PLCOpens Programmierleitfaden bietet einen solchen Standard an, der über alle Industrien hinweg genutzt werden kann, um die Programmqualität wesentlich zu erhöhen und somit den Unternehmen bei Kosten- und Zeiteinsparungen zu helfen. Die Einführung dieses Standards erlaubt außerdem, dass SPS-Programme nicht nur aus Funktionalitätsgesichtspunkten sondern vielmehr aus der Programmierperspektive überprüft werden können, indem bestätigt wird, dass bewährte Programmierregeln bei der Entwicklung des Programms befolgt wurden. Einheitlichkeit über SPS-Programme kann nur erreicht werden, wenn ein industrieller oder unternehmensweiter Standard respektiert wird, wobei mit PLCopen jetzt der de facto Standard in der Automatisierungsindustrie geschaffen wurde. Mit zunehmendem Fokus der Industrien auf Qualität und mit Unternehmen, die immer nach neuen Kostenreduzierungsmethoden suchen, sollte die Antwort zur Erreichung dieser Ziele die Nutzung eines Standards, Leitfadens oder Regelsatzes sein. PLCopen haben diesen Standard erarbeitet, um Qualität und Einheitlichkeit über SPS-Programme zu verbessern und damit individuellen Industrien und Unternehmen die mühsame Erstellung einer Programmierrichtlinie zu ersparen. Zusätzlich zum internen Nutzen erlaubt dieser Standard den Unternehmen, ihre Qualitätsanforderungen gegenüber ihren Zulieferern, Softwarelieferanten und Systemintegratoren, durchzusetzen. Einzig die Überprüfung der Einhaltung eines solchen Standards wird derzeit noch meist manuell durchgeführt, da die Verfügbarkeit von Werkzeugen, die diese statische Analyse automatisch erledigen können, wenig bekannt ist. Alles in allem wird die Einhaltung eines Standards wie dem, der von PLCopen angeboten wird, die Qualität von SPS-Programmen wesentlich erhöhen und wird Kosten- und Zeiteinsparungen während des gesamten Produktlebenszyklus bringen.

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Ausgabe:
www.plcopen.org

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